Ein stilles, aber bedeutungsvolles Jubiläum
1946, das erste Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, steht noch weitgehend unter dem Eindruck der gemeinsamen Schaffung einer Nachkriegsordnung für die Welt durch die Siegerkoalition der vier Alliierten. Deutlichster Ausdruck hierfür sind die Vereinten Nationen, deren Vollversammlung und Sicherheitsrat zu Beginn des Jahres ihre Arbeit aufnehmen.
Unbemerkt von der Welt gab es aber auch eine Friedensinitiative des Himmels.
1946 unternimmt P. Petrus eine Wallfahrt nach Mariazell. Er kniete vor dem Gnadenaltar am großen Wallfahrtsort. Er dankte für die glückliche Heimkehr aus dem Krieg und betete tief besorgt um den Frieden und die Freiheit seiner österreichischen Heimat.
Vom Krieg zerschlagen war Österreich unter den vier Großmächten – den Vereinigten Staaten von Amerika, Sowjetrussland, England und Frankreich – aufgeteilt und vor allem das Verhalten der Sowjets ließ Schlimmes befürchten.
„Herr Figl, machen Sie sich keine Hoffnung. Was wir Russen einmal haben, geben wir nicht mehr her“ (Außenminister Molotow 1954 zu Bundeskanzler Figl).
Da, vor dem Gnadenbild, vernimmt P. Petrus deutlich in seinem Inneren die Stimme: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben.“ Dies sind Worte der Marienerscheinung in Fatima. P. Petrus überlegt und betet, wie er diesen Auftrag erfüllen könne. So reifte in P. Petrus der Entschluss, am 2. Februar 1947 eine Gebetsgemeinschaft im Geist von Fatima zu gründen, die später den Namen Rosenkranz-Sühnekreuzzug erhielt.
Wie kam es zu dieser Bezeichnung, die für manche vielleicht befremdlich wirkt? Am Fest des heiligen Josef, dem 19. März 1937, veröffentlichte Papst Pius XI. seine Enzyklika „Divini Redemptoris“. In diesem Rundschreiben mahnte der Papst die soziale Gerechtigkeit ein und wandte sich scharf gegen den Kommunismus. Er schreibt zum Schluss: „Auch das Übel, das heute die Menschheit quält (der Papst meinte damit den Kommunismus), kann nur überwunden werden durch einen allgemeinen Kreuzzug von Gebet und Buße.“
Und der Papst führte weiter aus, dass in dieser Situation auch die Fürbitte Mariens, der unbesiegbaren Hilfe der Christen, angerufen werden soll. Inspiriert von diesen Worten gründete der Diözesanpriester Dr. Franz Tauber in Oberösterreich schon 1942 einen „Sühnekreuzzug“. Als P. Petrus von dieser Gebetsgemeinschaft erfuhr, nahm er für seine Gebetsbewegung aus Solidarität den gleichen Namen an, er wurde nur in „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ geändert. Ursprünglich dachten wahrscheinlich Dr. Tauber und P. Petrus an einen Zusammenschluss der beiden Gemeinschaften, zu der es aber damals nicht kam. Wohl verband die beiden Priester ein mitbrüderliches Verhältnis.
Auf eines sei noch hingewiesen: 1647 vertraute Kaiser Ferdinand III. seine Lande, etwa das heutige Österreich, der Gottesmutter, der Unbefleckten Empfängnis, an. Und 300 Jahre später Gründung des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs. Nur ein Zufall?
Es sind heuer 75 Jahre seit der Gnadenstunde von Mariazell. Wir kennen leider das genaue Datum nicht. Nur einen Anhaltspunkt haben wir. P. Petrus kam von Graz, wo er bei Ordensschwestern Einkehrtage hielt, und eine Schwester erinnerte sich, dass es zum Nachtisch Johannisbeeren („Ribisel“) gab. Also war es wahrscheinlich im Juni/Juli 1946.
[Einen eigenen Beitrag hierzu können Sie über diesen Link nachlesen.]
Wir könnten den 2. Juli – Maria Heimsuchung – für die Eingebung festlegen.
Unter großem persönlichen Einsatz und mit vielen Helferinnen und Helfern gelang es P. Petrus bis zum Jahr 1955 500.000 Mitglieder für den RSK (Rosenkranz-Sühnekreuzzug) zu gewinnen. Nach 354 ergebnislosen Sitzungen der Großmächte gelang es 1955 einen Staatsvertrag zu erhalten. Dazu sagte Bundeskanzler Julius Raab: „Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft.“
Nach Abschluss des Staatsvertrags überlegte P. Petrus, ob es mit dem RSK weitergehen sollte. Die Antwort gab ihm der Bischof von Fatima: „Was Sie für Österreich getan haben, das tun Sie jetzt für die Welt.“
Heuer sind 75 Jahre seit der Eingebung von Mariazell vergangen. Sollten wir für dieses Geschenk nicht danken? Und wie?
Dazu einige Anregungen:
- Wir beten in unserer Gemeinschaft den Rosenkranz. Könnte ich ihn nicht besser, betrachtend, beten? Im RSK gibt es Hilfen dazu.
- Wir versuchen, den Gedanken der Sühne ins Bewusstsein der Gläubigen zu rufen. Könnte ich nicht öfter eine schwierige Arbeit, etwas Unangenehmes, aufopfern?
- Wir sind eine Gemeinschaft von Beterinnen und Betern. Sollte ich mich dessen nicht öfter erinnern?
- Zum Beispiel könnte ich bei der Einleitung zum Rosenkranz – Glaubensbekenntnis, Vater unser, Ave Maria um Glaube Hoffnung und Liebe – an die anderen Mitglieder des RSK denken: „Geeintes Gebet ist eine Macht, die Gottes Barmherzigkeit auf diese Welt herabzieht“ (Diener Gottes, P. Petrus Pavlicek OFM).
Mit diesem Dank verbinden wir die Bitte, dass die Gottesmutter auch weiterhin der Kirche, Europa und der Welt beistehen möge.
Übrigens: Wäre es nicht auch ein schöner Dank an die Gottesmutter, wenn wir jemand einladen, im RSK mitzubeten?
P. Benno Mikocki OFM