Sonntag 24. November 2024

»Credo in unum Deum« (GL 177)

Musik: Jean-Paul Lécot und André Gouzes

Die­ser Gesang führt uns in die Feier der Hei­li­gen Messe. Dort wird an Sonn- und Fest­ta­gen das Credo gesun­gen oder gespro­chen, ent­we­der das „Große Glau­bens­be­kennt­nis“ oder das soge­nannte „Apos­to­li­cum“. Diese Credo-Vertonung ist Bei­trag aus der fran­zö­si­schen Kir­chen­mu­sik: ein­gän­gig und leicht aus­wen­dig nachzusingen. 

 

Musi­ka­li­sches Glaubensbekenntnis

Ver­to­nun­gen des Credo ste­hen oft vor einem Dilemma. Ent­we­der muss – mit Rück­sicht auf die Lied­form – der lange Text umfor­mu­liert und gestrafft wer­den, oder es ent­steht unter Bei­be­hal­tung des wört­li­chen Tex­tes eine musi­ka­li­sche Form, die kaum für den Gemein­de­ge­sang geeig­net ist. Hier jedoch ist das musi­ka­li­sche Glau­bens­be­kennt­nis gelun­gen. Viel­leicht auch des­halb, weil zwei erfah­rene fran­zö­si­sche Kir­chen­mu­si­ker und Kom­po­nis­ten die Auto­ren sind: Jean-Paul Lécot (geb. 1947) wirkt in Lour­des und hat viele Chor­werke für die Lit­ur­gie die­ses bedeu­ten­den Pil­ger­or­tes geschaf­fen; der Domi­ni­ka­ner­pa­ter André Gouze (geb. 1943) hat in der ehe­ma­li­gen Zis­ter­zi­en­ser­ab­tei Syl­vanès in den Pyre­näen ein kir­chen­mu­si­ka­li­sches Zen­trum auf­ge­baut und lotet mit sei­nen über­aus zahl­rei­chen ost­kirch­lich und gre­go­ria­nisch inspi­rier­ten Wer­ken neue Mög­lich­kei­ten des Gemein­de­ge­sangs aus, die er „Lit­ur­gie cho­rale du peu­ple de Dieu“ (Gesun­gene Lit­ur­gie des Got­tes­vol­kes) nennt.

 

Zwei musi­ka­li­sche Ebe­nen sind im Spiel, die sich gegen­sei­tig ergän­zen.

Das refrain­ar­tige „Credo in unum Deum“ ist als Kehr­vers der Gemeinde zuge­wie­sen. Das wirkt von Anfang an stim­mig, weil alle Ein­zel­as­pekte des Glau­bens ja dem Grund­be­kennt­nis „Credo in unum Deum“ zuge­ord­net sind. Die Melo­die betont über­dies jedes der drei wich­ti­gen Worte: „Credo“ im ers­ten Takt mit fanf­an­ren­haf­tem Ges­tus, „unum“ durch die betonte Zähl­zeit, „Deum“ durch eine Ver­brei­te­rung. Die zweite Zeile bringt die Wie­der­ho­lung der Worte, setzt aber im Sinne einer Stei­ge­rung gleich eine Terz höher ein. In sei­nem har­mo­ni­schen Reich­tum wirkt der zwei­glied­rige Kehr­vers durch­aus hym­nisch. In der Mitte öff­net er sich zu einem Halb­schluss, um dann mit dem Ganz­schluss als musi­ka­li­scher Bestä­ti­gung auf dem Grund­ton zu schließen.

Die nach einem vom Psal­men­ge­sang inspi­rier­ten vier­glied­ri­gen melo­di­schen Modell zu rezi­tie­ren­den ein­zel­nen Text­ab­schnitte des Credo – sie bil­den die zweite musi­ka­li­sche Ebene – kön­nen von der gesam­ten Gemeinde gesun­gen wer­den. Schlüs­si­ger aber ist es, wenn Kantor/in oder Schola sie vor­tra­gen. Hier steht die in ein­fa­chen Schrit­ten sich ent­fal­tende Har­mo­nik im Mit­tel­punkt. Sie wirkt sehr fass­lich, weil wir sol­ches Fort­schrei­ten aus vie­len baro­cken Musik­stü­cken ken­nen; man denke etwa an den berühm­ten „Kanon“ von Johann Pachel­bel. Der Halb­schluss am Ende des vier­glied­ri­gen psal­mo­di­schen Abschnitts führt jeweils orga­nisch zum Kehr­vers zurück, denn des­sen ers­ter Klang ist die Auf­lö­sung der im Vor­sän­ger­teil auf­ge­bau­ten har­mo­ni­schen Spannung.

 

Die Worte des apos­to­li­schen Glau­bens­be­kennt­nis­ses stam­men aus der römi­schen Tau­flit­ur­gie des 2./3. Jahr­hun­derts.

Doch ursprüng­lich waren sie kein Mono­log, son­dern ein Dia­log! Drei­mal wird der Täuf­ling gefragt, ob er an Gott – den Vater, den Sohn, und den Hei­li­gen Geist – glaubt. Er ant­wor­tet jeweils mit „Credo“ und wird dazu drei­mal ins Was­ser getaucht. Spä­ter ver­liert der Text des Apos­to­li­cums seine dia­lo­gi­sche Struk­tur und erhält theo­lo­gi­sche Prä­zi­sie­run­gen. Der Name Apos­to­li­cum lei­tet sich aus der Legende ab, dass jeweils ein Apos­tel einen der ins­ge­samt 12 Abschnitte for­mu­liert habe.

 

Als Ergän­zung zum gespro­che­nen Glau­bens­be­kennt­nis oder zu lied­haf­ten For­men ist die­ses neue Credo eine über­aus sinn­volle Berei­che­rung.

Es zeigt die große Weite des Got­tes­lob, das von vie­len natio­na­len Kul­tu­ren inspi­riert ist, hier von den in Frank­reich beson­ders gepfleg­ten Mög­lich­kei­ten des gemeind­li­chen Singens.

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